von: SF - Starbucks Coffee in The City

Ich saß rechts von Kate, mein Skateboard lag zu ihrer Linken.

Kate betrachtete mit gekräuselter Nase mein Board mit seinen schmutzigen Rollen, die sich ihren bloßen Beinen bedenklich nährten. Ich riet ihr: "Besser, du rückst etwas von dem Skateboard weg!", und fragte dann: "Wo soll es denn hingehen?"

Ich rümpfte meine Nase und wendete meinen Blick von dem Skateboard ab. Ich schaute aus dem Fenster und betrachtete die an uns vorbeiziehenden Häuser. "Fahren Sie uns doch bitte zur Mall!", sagte ich zum Taxifahrer und schaute erneut zu Dave. Ich rückte ein wenig vom Skateboard weg, ließ aber noch genug Platz zwischen mir und Dave übrig. "Ich dachte mir, da du heute nichts besseres vor hast, gehen wir zusammen in eine Bar. Aber vorher müssen wir ins Einkaufszentrum, um dir etwas vernünftiges zum Anziehen zu besorgen!"

Ich fand, dass die kalifornische Sonne, die durch das Seitenfenster fiel, vielleicht durch die Scheibe hindurch ungewöhnlich heiß wirkte, und rückte etwa einen Zentimeter in Richtung Sitzbankmitte. "Eine Bar! Das ist eine gute Idee! Da wollte ich schon immer mal hin!" Etwas entrüstet fügte ich hinzu: "Ich habe doch etwas an?", und blickte an meinem Pullunder herunter.

"Du warst noch nie in einer Bar?", fragte ich Dave fassungslos. Ich scannte seine Klamotten von oben bis unten und schüttelte den Kopf. "Du brauchst etwas, dass dich richtig zur Geltung bringt! Du siehst nicht schlecht aus, daraus könnte man viel mehr machen. Du hast Potential, Dave! Du sagtest doch, dass du keine Freundin hast. Mit ein par kleinen Tricks werden dir die Frauen nur so hinterherlaufen. Vertrau mir da mal! Wenn ich eins kann, dann das!"

"Oh, im Fernsehen habe ich schon oft Bars gesehen!", beteuerte ich. Zu Kates Kompliment traute ich mich nicht, etwas zu sagen. Mir schoss die Frage durch den Kopf, was dieser Logan wohl darüber dachte, wie sie mit mir sprach?
Aber Kates Komplimente, vielleicht alleine schon die Tatsache, dass sie mich beachtete, gab mir etwas Selbstvertrauen, und ich fragte so frech, wie ich sonst nur gegenüber männlichen Bekannten oder meinem Vater war: "Du kannst gut Männern hinterherlaufen?"
Inzwischen näherte sich das Taxi schon einem Einkaufszentrum.

"Du bist echt lustig, hat dir das schon mal jemand gesagt?" Ich schlug ihm auf den Schenkel und lachte. "Das kann ich natürlich auch und ob du es glaubst oder nicht, manchmal mache ich das sogar! Aber eigentlich meinte ich die Klamottenberatung. Ich weiß nämlich, worauf Frauen stehen! Schließlich bin ich selbst eine!" Ich lachte erneut und beäugte den immer kleiner werden Abstand zwischen uns. "Ganz schön warm hier!", sagte ich und fächerte mir Luft zu.

"Du, das weiß ich doch, dass du eine Frau bist!", antwortete ich schon ein ganz kleines bisschen lockerer. Verstohlen beäugte ich Kate. Hätte mein Dad neben mir gesessen, hätte ich zur Untermalung meiner Antwort auf seinen Schenkel zurückgeklopft, aber da Kate in Shorts unterwegs war, ließ ich das bleiben.
"Dann berate mich mal!" Während das Taxi vor dem Einkaufszentrum ausrollte, fächelte ich Kate mit einem Comicheft, das ich aus der Tasche gezogen hatte, Luft zu. "Besser so?" Und weil ich so in Fahrt war, versuchte ich mein Glück wieder als Detektiv: "Läufst du diesem Logan etwa nach?"

"Schön zu hören, dass du das weißt." Ich grinste erneut. "Vielen Dank, schon viel besser! Was ist das eigentlich?" Ich deutete auf das Heft. "Nein, Logan laufe ich nicht nach! Das ist bei ihm aber auch nicht nötig, bei ihm gehen Frauen ein und aus, wahrscheinlich kann er sie selbst nicht mehr alle zählen. Außerdem habe ich was besseres zu tun, als ihm hinterherzulaufen. Auch wenn er manchmal auf schwer zu haben tut, so schwer zu haben ist er gar nicht. Aber warum erzähle ich dir das eigentlich alles?" Ich drückte dem Taxifahrer einen Schein in die Hand, lehnte sein Rückgeld ab und reichte Dave sein Skateboard.

Ich lauschte Kates Ausführungen über Logan. Als ich mir vorstellte, wie er Schwierigkeiten hatte, die Frauen zu zählen, wollte sich kein allzu großes Mitleid einstellen.

Erst jetzt merkte ich, dass ich einen Comic herausgeholt hatte. Nicht, dass Kate mich für unreif hielt! Erschrocken stopfte ich ihn wieder in meine Tasche und murmelte etwas, was man mit viel Fantasie für eine Kombination aus "Musik" und "Zeitschrift" halten konnte, mit wenig Fantasie auch für das Wort "Mukscht".

Schnell nahm ich das Skateboard an mich und überlegte, während ich Kate die Tür aufhielt, ob es besser wäre, zu sagen, dass ich auch furchtbar schwer zu haben wäre, oder ob ich Kate nicht einfach anbetteln sollte, mich sofort zu "haben". Schon war Kate ausgestiegen und marschierte entschlossen in das Gebäude. Ich beeilte mich, Schritt zu halten: "Und wo genau gehen wir jetzt hin?"

nach: Einkaufszentrum in The City, SF