von: Dave's Villa, Wohnzimmer

Direkt vor Starbucks sprang ich von meinem Skateboard und schlenderte langsam auf den Laden zu. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich gut in der Zeit lag. Ich trat ein, bestellte mir einen Frappuccino und setzte mich auf meinen Stammplatz. Jetzt musste ich warten, denn gleich würde sie kommen. So wie jeden Samstag. Sie würde die Tür öffnen und hinter sich zufallen lassen, während der Wind ihre Haare flattern lässt. Anschließend würde sie geradewegs die Theke ansteuern, mit dem Besitzer flirten und sich einige Tische weiter niederlassen, ihr Blackberry in der einen, eine dampfende Tasse Milchkaffee in der anderen Hand.

Ich las die SMS durch, die ich gerade verfasst hatte und drückte auf senden, während ich mit der anderen Hand bereits die Tür zum Starbucks öffnete. Ich trat ein, ließ die Tür hinter mir zufallen und blieb einen Monet stehen, während ich den Duft von Kaffee einsog. Sicheren Schrittes ging ich auf Pete zu, der meinen Milchkaffe schon für mich bereit hielt. "Danke Süßer!", sagte ich, hielt ihm einen Schein hin und trank einen großen Schluck aus meiner Tasse. "Perfekt! Wie immer.", sagte ich mit einem zuckersüßen Lächeln und drehte mich um, nicht ohne Pete vorher noch ein Luftküsschen zuzuwerfen. Ich ließ mich auf einem der bequemen Sessel nieder und überprüfte meinen Posteingang, während ich einen weiteren Schluck aus der extra großen Tasse trank.

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich Kate die ganze Zeit angestarrt hatte, bis ich Pete's Blick bemerkte. Vermutlich fragte er sich gerade, was für ein Spinner sich jeden Samstag in seinen Laden setzte, um diese wunderschöne Frau anzustarren, aber niemals den Mut fand, sie anzusprechen. Oder aber er wollte nur seine Konkurrenz checken. Aber vermutlich sah er mich noch nicht einmal als Konkurrenten an, dachte ich grimmig. Daran musste ich schleunigst etwas ändern, wenn ich nur wüsste, wie. Ich fing Kate's Blick auf uns grinste sie kurz an, doch dann schaute ich schnell wieder weg. Wahrscheinlich wusste sie noch nicht einmal, wer ich war, obwohl wir vor einigen Jahren gemeinsam unseren Schulabschluss gemacht hatten. Ich gab mir einen Ruck, stand auf und ging zielstrebig auf sie zu. "Hey Kate, was für ein Zufall, dich hier zu treffen!", sagte ich und linste zu dem Sessel, der ihrem genau gegenüber stand. Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und fragte: "Kann ich mich zu dir setzen?"

Ich schaute von meinem Handy auf und bemerkte, dass die Augen eines jungen Mannes auf mich gerichtet waren. Doch sobald unsere Blicke sich kreuzten, schaute er schnell wieder weg. Ich ließ meinen Blick jedoch noch einige Sekunden auf ihm ruhen, da er mir irgendwie bekannt vorkam. Doch konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wo ich ihn schon mal gesehen hatte. Ich konzentrierte mich wieder auf meine neu eingetroffenen Mails, als ich plötzlich eine Stimme hörte. Ich zuckte zusammen und ließ beinahe mein Blackberry fallen. "Hallo...", sagte ich und lächelte den jungen Mann freundlich an. "Natürlich, setz dich doch!", schob ich hinterher und deutete auf den freien Sessel. Ich grinste ihn an und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, woher wir uns eigentlich kannten.

Ich stellte meinen fast leeren Becher auf Kates Tisch und setzte mich umständlich. Ich hatte keine Ahnung, welcher Teufel mich geritten hatte, sie anzusprechen, und hatte nicht die geringste Ahnung, was ich nun sagen sollte.

Ich lächelte ganz kurz zurück und linste dann zur Überbrückung gründlich in meinen Becher, ob dort noch etwas drinnen war oder ob man den Boden schon sehen konnte.

Ich lächelte vor mich hin und richtete meine Konzentration wieder auf die Beantwortung meiner Emails. Doch nach einer Minute hob ich meinen Blick und richtete ihn erneut auf den Mann vor mir. "Bist du oft hier?", erkundigte ich mich und musterte ihn interessiert. "Sag mal, woher kennen wir uns eigentlich? Du kommst mir so bekannt vor, aber ich kann mich einfach nicht daran erinnern, wo ich dich schon mal gesehen habe!"

Nachdem Kate mich erst wieder nicht beachtet hatte, sprach sie mich plötzlich an. Aufgeregt erwiderte ich ihren Blick und versuchte, cool auszusehen. Niemals würde ich ihr erzählen, dass ich jeden Samstag hier war! Da ich befürchtete, dass Pete uns hören konnte, beantwortete ich die erste Frage sicherheitshalber gar nicht.

"Wir sind zusammen auf's College gegangen! Die Vorlesung in Staatsrecht bei Professor Isensee.", erzählte ich aufgeregt. "Ich habe immer in der Reihe hinter dir gesessen, Kate... äh... ich bin Dave!" Ich hielt den Atem an, weil ich das Gefühl hatte, mich und auf jeden Fall viel zu viel verraten zu haben.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich die Aufregung des jungen Mannes beobachtete. "Ich wusste doch, dass ich dich kenne!", rief ich aus. "Ich wusste es! Ach ja, Professor Isensee, bin ich froh, dass ich ihn los bin!" Ich verdrehte die Augen und griff nach meiner Kaffeetasse. "Der Kaffee hier ist echt spitze! Findest du nicht auch?" Ich nahm einen großen Schluck und lächelte vor mich hin.

Dass sie mich anlächelte, machte das Antworten irgendwie nicht leichter. "Ja, das stimmt. Mir schmeckt er auch jedes Mal sehr gut." Ich versuchte, am Ball zu bleiben: "Zu Isensee bin ich das Semester über gerne gegangen. Ich fand es interessant, was er für Positionen vertreten hat und welche Kommilitonen immer laut geklatscht haben."

Mir war klar, dass das nicht die Art von Gespräch war, die Kate für gewöhnlich führte. Aber Small talk war keine meiner Stärken. "Was für einen Kaffee trinkst du denn?" Mann, war das eine langweilige Frage!